Funktionskieferorthopädische Geräte (FKO-Geräte) sind beim noch im Wachstum befindlichen Patienten insbesondere dann hilfreich, wenn die Kiefer zueinander in ihrer Lage verändert werden sollen. Dies gilt in besonderem Maß wenn der Unterkiefer z.B. zu weit hinten liegt oder auch seitlich verschoben ist. Aber auch eine Rücklage des Oberkiefers sowie das Wachstum des Unterkiefers kann mittels solcher Apparaturen günstig beeinflusst werden. Neben der Beeinflussung der Kieferlagen zueinander und damit auch der Verzahnung, kann ebenso das Gesichtsprofil verbessert werden. Dieser therapeutische Ansatz beschränkt sich daher nicht allein auf die Zähne, sondern bindet das gesamte Kausystem ein. Eine Beeinflussung der Kaumuskeln, der mimischen Muskulatur, der Lippen-, Wangen- und Zungenfunktion kann durch diese Geräte vorgenommen werden. Durch Elemente zur Reizsetzung für die Zunge, Wangen und die Lippen und fungieren die Geräte als eine Art Trainingsgerät für die Muskulatur. Die Tragezeit ist sehr von den individuellen Anforderungen abhängig und muss mit dem Behandler individuell besprochen werden, auch da die Kinder inzwischen länger Schule haben und somit die Tragezeit genau festgelegt werden muss. Einige funktionskieferorthopädische Apparaturen werden nachts getragen, bei vielen ist es jedoch wichtig, dies durch einige Stunden tagsüber zu ergänzen, damit sich die Muskulatur besser umstellen kann.

Der klassische Aktivator und seine vielen Modifikationen sind weit verbreitete Vertreter dieser Gruppe. Er besteht aus einem Kunststoffanteil zwischen und hinter den Zahnreihen und dünnen Metalldrähten. Bei der Herstellung nimmt der Kieferorthopäde zusammen mit dem Patient einen Wachsbiss, den so genannten Konstruktionsbiss. Dabei wird der Unterkiefer in therapeutischer Richtung verschoben und damit die neue Unterkieferlage festgelegt. Durch das Tragen des Gerätes kommt es nach ca. ½ Jahr zur muskulären Anpassung an die neue Unterkieferlage. Erst nach 1-1½ Jahren haben sich die Umbauvorgänge auch im Bereich der Kiefergelenke und knöchernen Strukturen des Unterkiefers manifestiert [15]. Die Patienten können und sollen sowohl mit dem Oberkiefer als auch mit dem Unterkiefer in das Gerät beißen. Naturgemäß sitzen diese Geräte nicht fest im Mund.
Ähnliche Vertreter der Funktionskieferorthopädie sind der Bionator nach Balters sowie der offene elastische Aktivator nach Klammt.

Copryright: Shutterstock

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Funktionskieferorthopädisches Gerät

Bei dem Funktionsregler nach Fränkel (FR-1 – FR-3) befinden sich die Kunststoffanteile lediglich in der Umschlagfalte zwischen den Zahnreihen und den Wangen bzw. Lippen. Diese Elemente dienen der gezielten Abschirmung störender Weichteileinflüsse. Im Mundinnenraum liegen ausschließlich Drahtelemente. Durch die spezielle Gestaltung der Kunststoffanteile kann mit diesem Gerät eine effektive Förderung des knöchernen Wachstums im Ober- bzw. Unterkiefer erfolgen [12].

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Funktionsregler nach Fränkel FR-3

Die Verbindung zweier aktiver Platten durch intermaxilläre Elemente führt zu einem weiteren funktionskieferorthopädischen Gerät. Diese Doppelplatten können insbesondere in sagittaler und transversaler Ebene die Aufgaben der Funktionskieferorthopädie übernehmen. Diese Apparaturen können auch angezeigt sein, wenn zeitgleich beide Zahnbögen zueinander ausgeformt werden sollen [13, 14]. Die einzelnen Platten werden über Stege oder Sporne an der Oberkieferplatte mit dem schrägen Plateau der Unterkieferplatte verbunden. Am meisten Verwendung finden die Doppelplatten nach Sander.

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Doppelplatten nach Sander

Die Kombination eines funktionskieferorthopädischen mit einem extraoralen Gerät kann in speziellen Fällen sinnvoll sein. Ein Bespiel hierfür ist der Teuscher-Aktivator. Dieser Aktivator wird zur Bremsung des vertikalen Wachstums im Oberkiefer mit einem High-Pull Headgear kombiniert.

Aufgrund der großen Bandbreite an herausnehmbaren Geräten ist es nicht möglich alle in der Literatur bekannten Geräte zu beschreiben. Es existieren viele Derivate der hier benannten klassischen Vertreter, die genauso ihre Berechtigkeit haben. Der Kieferorthopäde wird individuell entschieden, welches Gerät im Einzelfall eingesetzt werden soll.