Lingual befestigte Brackets sieht man nicht – ein klarer Vorteil gegenüber der labialen Befestigung. Dennoch sollten Patienten die mit der Lingualtechnik verbundenen Nachteile nicht verschwiegen werden. Wie komfortabel sind linguale Brackets und wie gut gewöhnen sich die Patienten daran? Dieser Frage ging eine Studie der Universität Münster nach.
In die Studie wurden 22 Patienten im Durchschnittsalter von knapp 35 Jahren einbezogen. Untersucht wurde der Komfort der Brackets, die Sprach-, Kau- und Schluckfunktion sowie die Hygienemöglichkeiten. Die Auswertung erfolgte anhand standardisierter Fragenbogen, die die Patienten vor der Behandlung, innerhalb von 24 Stunden danach und nach drei Monaten beantworteten.
Die Ergebnisse der Befragung fielen in Hinblick auf die Tragfreundlichkeit der lingualen Brackets schlechter aus als durch andere Studienergebnisse erwartet. So fanden selbst nach drei Monaten 76,1 bis 90,9% der befragten die Einengung des Zungenraums als unangenehm. Ebenso lästig wurden die Veränderung der Zungenlage und die Verletzungen der Zunge beschrieben. Zwischen 9,5 und 21,1% der Befragten gaben sogar an, diese Einschränkungen in starker Ausprägung zu empfinden. Als größtes auch objektivierbares Problem ermittelte auch diese Studie Veränderungen der Sprache. Selbst drei Monaten nach Eingliederung der Lingualbrackets beurteilten Sprachspezialisten die Aussprache der Patienten als nachweislich verschlechtert. Auch das Kauvermögen wurde als eingeschränkt beschrieben: 44,4% gaben eine starke Einschränkung der Abbissfunktion auch noch nach drei Monaten an. Ähnliches konnte für die Mundhygiene festgestellt werden. Genau die Hälfte der Patienten klagte auch noch nach drei Monaten über eine deutlich erschwerte Mundhygiene.Es ist daher wichtig, Patienten, bei denen die Lingualtechnik zum Einsatz kommt, über Ausmaß und Dauer möglicher Beeinträchtigungen richtig aufzuklären.
(Quelle: Hohoff, A. et al.: Oraler Komfort, orale Funktion und Mundhygiene bei Patienten mit Lingualbrackets. Journal of Orofacial Orthopedics/Fortschritte der Kieferorthopädie 64 (2003):259-371)