Bisphosphonate, Inhaltsstoffe für Medikamente gegen Osteoporose, Knochentumore, das Kalziumüberschusssyndrom und gegen Morbus Paget (übermäßiger Knochenbau), können die Einheilung von Implantaten stark gefährden oder behindern. Bisphosphonate wirken dem Knochenabbau entgegen, indem sie die Knochenresoption hemmen. Der so verlangsamte Knochenstoffwechsel behindert aber auch die Einheilung von Implantaten. Die Frage nach Bisphosphonaten sollte daher immer vor geplanten Implantationen gestellt werden. Patienten sollten eigenständig ihren Zahnarzt unterrichten, wenn sie an Osteoporose leiden oder von ähnlichen Krankheiten betroffen sind und in Zukunft eine implantologische Behandlung planen. Denn während der Behandlung mit Bisphosphonaten sind implantologische Eingriffe kritisch.

Das Grundproblem der Bisphosphonate ist ihre lange Halbwertzeit von zwölf Jahren, während dessen möglichst keine chirurgischen Zahnoperationen durchgeführt werden sollten. Die Bisphosphonate können dazu führen, dass die Wunden offen bleiben und nicht verheilen. Schließlich kann es zum Verlust der Implantate oder sogar zum Verlust des Kieferknochens kommen. Bereits 2005 warnte die American Academy of Periodontology in dem Artikel “Dental Management of Patients Receiving Oral Bisphosphonate Therapy – Expert Panel Recommendations”  vor der Implantation bei Patienten, die Bisphosphonate einnehmen.

“Bisphosphonate sind letztlich eine Kontraindikation in der Implantologie”, so Prof. Dr. Dr. Rolf Singer (Ludwigshafen), “am Knochen sollte dann nicht operiert werden, da er unter Medikation mit dieser Arzneimittelgruppe nur schwer wieder zuheilt.“ Hinweise auf die Zugehörigkeit zur Gruppe der Bisphosphate liefert die Endung „…dronat“ oder auch „..dronsäure“ an der Bezeichnung des Medikamentenwirkstoffs. Prinzipiell sollte vor Beginn einer Therapie mit Bisphosphonaten (vor allem im Zusammenhang mit der Behandlung von Tumoren) ein intensiver fachlicher Austausch zwischen Patient, Krebsspezialist (Onkologe) und Zahnarzt erfolgen. Der von der Arbeitsgemeinschaft “Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin” (ASORS) entwickelte “Laufzettel zur Überweisung vor Bisphosphonat-Therapie” gibt hierfür eine gute Grundlage. Eine Sanierung zahnärztliche und eventuell chirurgische Sanierung der Zähne und des Kausystems sollte vor Beginn der Bisphosphonat-Behandlung durchgeführt werden. Falls während der Therapie mit Bisphosphonaten ein chirurgischer Eingriff, beispielsweise eine Zahnentfernung durchgeführt werden muss, ist die Gabe von Antibiotika notwendig.

Vorsicht bei Behandlung mit Avastin® bei gleichzeitiger oder vorheriger Gabe von Bisphosphonaten
Bei Krebspatienten sind unter Behandlung mit Avastin® (Bevacizumab) Fälle von Kiefernekrosen berichtet worden. Die Mehrzahl dieser Patienten wurde vorher oder gleichzeitig intravenös mit Bisphosphonaten behandelt. Die Roche Pharma AG hat daher in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA und dem Paul-Ehrlich-Institut wichtige neue Sicherheitsinformationen zur Anwendung von Avastin® (Bevacizumab) herausgegeben. Darin heißt es u.a.: “Es ist möglich, dass die Behandlung mit Avastin einen zusätzlichen Risikofaktor für die Entwicklung von Kiefernekrosen darstellt. Dies sollte insbesondere bei einer gleichzeitigen oder aufeinander folgenden Anwendung von Avastin und Bisphosphonaten berücksichtigt werden. Vor einer Behandlung mit Avastin sollten deshalb eine zahnärztliche Untersuchung und geeignete zahnmedizinische Vorsorgemaßnahmen erwogen werden. Bei Patienten, die intravenös Bisphosphonate erhalten oder erhalten haben, sollten invasive zahnärztliche Eingriffe nach Möglichkeit vermieden werden.” (Rote-Hand-Brief zu Avastin® (Bevacizumab) vom 30.11.2010).


Übersicht über marktübliche Bisphosphonate:
Actonel (Risedronat)
Aredia (Pamidronsäure)
Bondronat (Ibandronsäure)
Bonefos (Clodronsäure)
Clodron
Didronel (Etidronsäure)
Fosamax (Alendronsäure)
Ostac (Clodronsäure)
Skelid (Tiludronsäure)
Zometa (Zoledronsäure)

        Weitere Informationen im Internet

Literatur:
Grant, B.-T., Amenedo, C., Freeman, K., Kraut, R. A.: Outcomes of Placing Dental Implants in Patients Taking Oral Bisphosphonates: A Review of 115 Cases. Oral Maxillofac Surg (2008) 66: 223-230. (Zusammenfassung, englisch).
Hoefert, S., Eufinger, H.: Kieferknochennekrosen als mögliche unerwünschte Wirkung von Bisphosphonaten. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 2005; 9:233-238. (Zusammenfassung).
Javed, F., Almas, K.: Osseointegration of dental implants in patients under bisphosphonate treatment: A literature review. Journal of Periodontology. Online 23. Dezember 2009. (Zusammenfassung, englisch).
Melo, M., Obeid, G.: Osteonecrosis of the Maxilla in a Patient with a History of Bisphosphonate Therapy. Journal of the Canadian Dental Association 2005; 71 (2): 111-113a. (Volltext, englisch).
Rühlmann, D, Kübler, A. C.: Kieferosteomyelitis nach Therapie systemischer osteolytischer Prozesse mit Bisphosphonaten – Die verkannte Gefahr. Die Quintessenz 2005; 56 (7): 679-682.
Schirmer, I., Peters, H., Reichart, P. A., Dürkop, H.: Bisphosphonate und Osteonekrosen im Kieferbereich. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie 2005; 9:239-245. (Zusammenfassung).
Uebelhart, D., Frey, D. , Frey-Rindova, P. , Goerres, G., Michel, B. A.: Osteoporosebehandlung: Bisphosphonate, SERM’s, Teriparatide und Strontium. Zeitschrift für Rheumatologie 2003; 62:512-517. (Zusammenfassung).