Glasionomer-Zement Füllung

Seit mehr als zwei Jahrzehnten werden Glasionomer-Zemente in den Zahnarztpraxen verwendet. Glasionomer-Zement besteht aus einem Gemisch aus Carbonsäuren (z. B. Polyacrylsäure oder deren Kopolymere), anorganischen Füllkörpern (Kalzium-Aluminium-Silikat-Glas) und destilliertem Wasser, das durch eine Säure-Basen-Reaktion aushärtet.  Das Füllungsmaterial, das zahnfarben sein kann, wird hauptsächlich bei Kindern für Milchzahnfüllungen und bei bleibenden Zähnen für provisorische Füllungen, z.B. während einer Schwangerschaft, verwendet. Die Haftung dieses Materials sowohl am Zahnschmelz als auch am Dentin macht sie für die Zahnmedizin besonders attraktiv.

Anwendung keine Anwendung
  • Milchzahnfüllungen (eingeschränkt)
  • Fissurenversiegelung (eingeschränkt)
  • Zahnhalsfüllungen
  • provisorische Füllung
  • Unterfüllung
  • Aufbaumaterial für Kronen und Brücken
  • Befestigungszement für Kronen/Brücken
  • Befestigungszement für kieferorthopädische Bänder
  • endgültige Füllung für Kauflächen im Seitenzahnbereich des bleibenden Gebisses

Glasionomerzement hat sich als Füllung für Milchzähne gut bewährt.
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Zahnfarbene Glasionomerzement-Füllung an einem Milchmolaren.

Zwar hält eine Glasionomer-Zement-Füllung nicht so lange wie eine Amalgam-Füllung (Chadwick et al. 2002), dafür enthält aber Glasionomerzement Fluorid, das kontinuierlich an den Zahn abgegeben wird. Durch diese Fluoridabgabe – die kurz nach dem Legen der Füllung am größten ist – an die Füllungsumgebung wird ein automatischer Kariesschutz im Füllungsbereich bewirkt. Deshalb sind Glasionomer-Zement-Füllungen vor allem im kindlichen Gebiss eine gute Wahl.

Um die Materialeigenschaften, z. B. die Biege- und Abriebfestigkeit der herkömmlichen Glasionomer-Zemente zu verbessern, wurden in den 80er-Jahren des vorigen Jahrhunderts  Versuche mit Metallzusätzen (z. B. Silber) vorgenommen. Unter hohen Temperaturen wurden die Metallteilchen an das Glaspulver gebunden. Diese metallverstärkten Glasionomer-Zemente bezeichnet man als Cermet-Zemente (Ceramik-Metall-Glasionomer-Zemente). Die erhoffte Verbesserung der Materialeigenschaften konnte in verschiedenen Untersuchungen nicht bestätigt werden (Frankenberger, R., Krämer, N.: Glasionomerzemente). Da es bei diesen Zementen aufgrund ihres Metallgehaltes außerdem zu Verfärbungen des Zahnes kommt, sind sie als Füllungsmaterial nicht geeignet.

Anstelle von Metallen können auch Kunststoffe zugesetzt werden. Diese kunstoffmodifizierte Glasionomer-Zemente werden durch Licht (z. B. Halogen- oder LED-Licht) ausgehärtet.

Eine dänische Studie, in der über die Dauer von acht Jahren das Schicksal von 500 Amalgam und Glasionomer-Zement-Füllungen bei Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren untersucht wurde, konnte den Kariesschutz der Glasionomer-Zement-Füllungen bestätigen. Bei Amalgamfüllungen mussten die Nachbarzähne der gefüllten Zähne, die im direkten Kontakt zur Füllungsmasse standen, in 30% aller Fälle wegen Karies behandelt werden. Bei Glasionomer-Zement-Füllungen waren es lediglich 16%. Es sollte allerdings nicht verschwiegen werden, dass nach einer Literaturauswertung durch Nathanson (2000) der Kariesschutz nicht schlüssig bewiesen ist. Aufgrund der Karieshemmung durch Fluoridabgabe und der relativ einfachen Verarbeitung der Glasionomer-Zemente werden sie derzeit erfolgreich im Rahmen der von der WHO geförderten ART-Versorgung (“Atraumatic Restoration Treatment” = Füllungsbehandlung ohne Bohrer) in Entwicklungsländern verwendet.

Bei der ART-Technik wird Karies mit Hilfe von Handinstrumenten entfernt und anschließend der Zahn mit Glasinonomerzementen gefüllt. Eine Anästhesie wird nicht benötigt, da durch den Verzicht auf den schnelllaufenden Bohrer in der Regel kein Schmerz  entsteht. Diese Art der Behandlung ist für ländliche Gebiete in Entwicklungsländern entwickelt worden, in denen kein elektrischer Strom zum Betrieb zahnärztlicher Instrumente zur Verfügung steht. Der Bevölkerung soll mit dieser einfachen Behandlung zumindest ein Mindestmaß an zahnmedizinischer Versorgung ermöglicht werden. Das es funktioniert, zeigt eine chinesische Studie (Hu et al.) aus dem Jahr 2004: kleine einflächige ART-Füllungen waren nach 6 Jahren noch zu 75% und große einflächige noch zu 61% vorhanden.

Zur Fissurenversiegelung weniger geeignet
Prinzipiell können zur Fissurenversiegelung auch Glasionomer-Zemente verwendet werden. Vorteilhaft ist die stetige Fluoridabgabe an den die Fissurenversiegelung umgebenden Zahnschmelz. Allerdings haften Glasionomerversiegler schlechter am Zahnschmelz als Komposite, die ebenfalls zur Versiegelung der Fissuren verwendet werden (Mejare u. Mjör 1990Smales et al. 1997Forss u. Halme 1998British Society of Paediatric Dentistry 2000Bürkle, V. u. Hickel, R. 2003). Zum gleichen Ergebnis kommen indische Wissenschaftler. Auch ihr Urteil lautet: Kunststoffe eignen sich besser zum Versiegeln von Fissuren als Glasionomer-Zemente (Ganesh und Shobha 2007).

Vorteile Nachteile
  • Kariesminderung durch Fluoridabgabe
  • gute Verarbeitungsmöglichkeit
  • haftet sehr gut an Zahnschmelz u. Dentin
  • kostengünstig
  • hohe Gewebeverträglichkeit (Biokompatibilität)konventioneller Glasionomer-Zemente (ohne Kuntstoffzusatz), geeignet auch bei Kunststoffallergie
  • eingeschränkte Ästhetik
  • geringere Abriebfestigkeit als Kompositfüllung
Haltbarkeit Beteiligung gesetzl. Krankenkasse
  • Haltbarkeit ca. 3 – 5 Jahre
  • Der Zahnarzt muss für Füllungen eine zweijährige Gewähr übernehmen. Identische und Teilwiederholungen von Füllungen sind in diesem Zeitraum vom Zahnarzt kostenfrei vorzunehmen. Ausnahmen hiervon bestimmen die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Spitzenverbände der Krankenkassen gemeinsam und einheitlich. (SGB V, § 136 b).
    Für eine Gewährleistung braucht der Patient keine Praxisgebühr zu entrichten!
  • Die Kosten für Glasionomer-Zement werden von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) übernommen.

 

Mögliche Gesundheitsrisiken

  • vereinzelt Allergien

Wie wird eine Glasionomer-Zement-Füllung angefertigt?
Zunächst bohrt der Zahnarzt die kranke Zahnhartsubstanz möglichst schonend aus und glättet die Füllungsränder. Glasionomer-Zement wird aus Pulver und einer speziellen Flüssigkeit angemischt. Das weiche Material wird anschließend in das vorbereitete Loch eingebracht. Damit das Material ungestört vom Speichel aushärten kann, erhält die Füllung einen Schutzlack
.

Bioverträglichkeit
Berichte über Allergien auf Glasionomer-Zemente ohne Kunststoffzusatz (“konventionelle Glasionomerzemente”) liegen nicht vor. Glasionomer-Zemente mit Kunststoffzusatz enthalten Monomere (z. B. 2-Hydroxyethylmethacrylat (HEMA)), die als Allergene bekannt sind. Es gibt jedoch bisher nur wenige Berichte über Patienten mit allergischen Reaktionen auf Acrylate in Zahnfüllungen. Als Symptome werden Stomatitis, Mundbrennen, Ekzeme im Mundbereich und Utikaria genannt (Arenholt-Bindsley, Kanerva 2005). Unter bestimmten Umständen ist auch eine Formaldehyd-Freisetzung möglich.

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