Eine verkürzte Heilung, die mit “früher“ oder “sofortiger“ Belastung beschrieben wird, gewinnt in der Implantologie immer mehr an Bedeutung. Aber noch ist diese Behandlungsmethode nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht und es werden noch weitere Untersuchungen und Informationen benötigt, um exakte Richtlinien im Umgang mit dieser Methode zu finden. Zur Zeit ist nicht restlos geklärt, ob und wann eine Sofortbelastung durchgeführt werden kann.

Erfolgreiche Sofortbelastung im Unterkiefer oft möglich –  im Oberkiefer unsicherer.

Zweifellos ist dies jedoch die Sofortbelastung eine Methode die, wenn sie mit Behutsamkeit und bei ausgewählten Personen durchgeführt wird, in Betracht gezogen werden kann. Besonders bei Versorgungen des zahnlosen Unterkiefers ist die Wahrscheinlichkeit der Erfolg versprechenden Sofortbelastung sehr hoch. So zeigt die Arbeit von Hodel und Lambrecht (Schweizer Monatsschrift für Zahnmedizin 112:600-604) aus dem Jahr 2002, dass von 89 Unterkieferimplantaten, die interforaminär im Frontzahnbereich (Anmerkung: Im Unterkiefer verläuft auf beiden Seiten ein Nerv, der im vorderen Seitenzahnbereich durch ein Foramen (Loch) aus dem Kiefer austritt. Interforaminär gesetzte Implantate liegen im Frontzahnbereich zwischen diesen Nervenaustrittspunkten.) gesetzt und sofort mit einer Prothese belastet wurden, lediglich drei Implantate innerhalb eines Zeitraumes von rund 12 Jahren verloren gingen.
Die Autoren folgern: “Auf Grund der vorliegenden Ergebnisse und der Ergebnisse anderer Arbeitsgruppen kann festgestellt werden, dass interforaminale, direktbelastete und mit Steg versorgte Implantate bei zahnlosen Patienten im Unterkiefer sehr gute Langzeitergebnisse aufweisen und somit die Forderung nach viermonatiger Einheilungsfrist bis zum Erreichen der Osseointegration für diese Indikation nicht aufrechterhalten werden muss.”

Im Oberkiefer ist die Sofortbelastung von Implantaten allerdings kritisch zu bewerten. Neuere Untersuchungen lassen aber auch hier den Schluss zu, dass bei ausreichend kräftiger Knochenstruktur auch im Oberkiefer Sofortbelastungen möglich sind, wobei hier der Konstruktion des Zahnersatzes eine besondere Bedeutung zukommt.

Sofortbelastung innerhalb von 72 Stunden nach der Operation.

Als Sofortbelastung wird heute eine Situation bezeichnet, bei der Implantate innerhalb von 72 Stunden nach ihrem Einbringen mit einer Suprakonstruktion versorgt und Okklusions- und Artikulationskontakten ausgesetzt werden. Durch die Sofortbelastung von Implantaten ist es möglich, die Dauer der Behandlung für den Patienten auf ein Minimum zu reduzieren. Dadurch werden Zeit und natürlich auch Kosten gespart. Denn bei der herkömmlichen Implantation kann durch die Einheilzeiten von drei bis sechs Monaten nicht sofort der endgültige Zahnersatz angefertigt werden. Vielmehr wird für die Zwischenzeit ein provisorischer Zahnersatz benötigt.

Sofortbelastung im zahnlosen Unterkiefer.

Der zahnlose Unterkiefer eignet sich in vielen Fällen für eine Sofortbelastung der Implantate. Sehr oft ist im Unterkiefer eine neuwertige Vollprothese vorhanden ist, die nur wegen des mangelhaften Prothesenhaltes und der dadurch ungenügenden Kaufunktion gegen eine Implantatprothese ausgetauscht werden soll. Mit relativ geringem Aufwand kann eine solche Vollprothese in einen implantatgestützten Zahnersatz umgewandelt werden. Zunächst werden im vorderen Bereich des Unterkiefers 4 Implantate eingepflanzt. Sofort nach der Operation werden auf diese Implantate vorgefertigte Teleskopkronen aufgeschraubt und darüber mit der vorhandenen Prothese ein Abdruck genommen. Ein Zahntechniker arbeitet nun die zu den Teleskopen passenden Außenteile in die Prothese ein. Schon nach wenigen Stunden kann der Patient die implantatgestütze Prothese verwenden.

Abb. 1 Zur Versorgung des zahnlosen Unterkiefers wird die Teleskopkronentechnik mit der Sofortbelastung der Implantate verknüpft (Foto: Friadent).

Da die Implantate über die Prothese miteinander verblockt und stabilisiert werden, wird durch die Sofortbelastung die Implantateinheilung nicht beeinträchtigt. Alternativ können die Implantate mit einem Steg verblockt werden, der in eine vorhandene oder neu anzufertigende Prothese integriert wird. Beide Verfahren sind erprobt und können daher als Behandlungsalternative zum herkömmlichen Vorgehen mit Einheilphase empfohlen werden.

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