Zahnspangen für Kinder
Das perfekte Gebiss – wer hätte es nicht gerne? Leider aber tanzen immer wieder Zähne aus der Reihe oder der Unterkiefer scheint nicht so recht in den Oberkiefer zu passen. Da hilft dann nur der Gang zum Kieferorthopäden um die Zähne zu regulieren. Heute hat fast jedes Kind im Laufe seiner Schulzeit eine Zahnspange getragen. Es gibt eine Reihe triftiger Gründe, Fehlstellungen zu behandeln. Engstände der Zähne, Drehungen, Kippungen, aber auch Kieferfehlbildungen gehören hierzu. Denn durch Engstände der Zähne entstehen z.B. Schmutznischen, und als Folge dieser Schmutznischen eine erhöhte Kariesgefahr für die betroffenen Zähne. Sind Zähne gekippt, führt das zu Fehlbelastungen und im Extremfall zum vorzeitigem Zahnverlust. Für viele Patienten spielt aber eine weit wichtigere Rolle die oftmals gestörte Ästhetik.
Es gibt viele verschiedene Arten von Zahnspangen, diese werden in den folgenden Beiträgen näher erläutert.
Herausnehmbare Spangen
Festsitzende Spangen
Skelettale Verankerung
Will man in der Kieferorthopädie Zähne bewegen, muss man sich hierzu an anderen Zähnen festhalten, um diese Bewegungen durchführen zu können. Meist möchte man die Zähne, an denen man sich festhält, nicht bewegen, sondern vielmehr stabil verankern. In besonderen Fällen kann es zu einer Verankerungsschwäche für die geplanten Zahnbewegungen kommen. Dies bedeutet, dass die reguläre Verankerung an den vorhandenen Zähnen im Mund nicht ausreichend ist, um ohne unerwünschte Nebenwirkungen die gewünschte Bewegung ausführen zu können. In der Regel stellt sich der Verankerungsverlust durch die Zahnwanderung der Verankerungszähne dar.
Minischraube
Zustand nach 3 Monaten. Der Eckzahn wurde durch die an der Minischraube befestigten Zugfeder nach hinten bewegt (= Retraktion).
(Fotos: Forestadent)
Inzwischen gibt es die Möglichkeit solche Verankerungsverluste zu vermeiden. Dafür wird eine kleine Schraube in den Knochen eingebracht. Die so genannte Minischraube ist ca. 1,2-2mm breit, 8-10mm lang [25] und wird in lokaler Betäubung eingesetzt. Je nach Art der Bewegung gibt es verschiedene Orte im Kiefer, an denen die Schraube sicher eingebracht werden kann: zwischen den Wurzeln der Zähne, hinter den letzten Backenzähnen im Ober- und Unterkiefer oder am Gaumen. Je nach Therapieansatz werden an der Schraube Drahtbögen, Gummis oder gesamte Apparaturen befestigt. Nach Beendigung der Behandlung wird die Schraube wieder heraus gedreht – dies kann in den meisten Fällen sogar ganz ohne Betäubung geschehen. Die Behandlungsunterstützung mittels einer solchen Minischraube ist keine Kassenleistung und erfordert daher private Zuzahlungen.
Indikationen:
– Unzureichende Verankerungsmöglichkeit an den vorhandenen Zähnen
– Ablehnung von extraoralen Verankerungshilfen
– Vermeidung von Nebenwirkungen regulärer intraoraler Verankerungshilfen
– Verkürzung der Tragedauer der Apparatur
Den Zeitraum nach einem kieferorthopädischen Eingriff bezeichnet man auch als Retentionsphase. Hierbei wird der korrigierte Kiefer und die neue Zahnstellung mittels dafür geeigneter Gerätschaften in ihrer Position fixiert. Diese Retainer gibt es in verschiedenen verschiedenen Arten. Dazu zählen unter anderem der Positioner, der herausnehmbare Retainer sowie der festsitzende Retainer.
Positioner
Der Positioner ist ein relativ wuchtiges, aber elastisches Behandlungsgerät. Er besteht aus klaren Kunststoffschienen, die für den Oberkiefer und Unterkiefer zu einem großen Gerät vereint werden. Er wird in der Regel in der Schlussphase der Behandlung, nach Beendigung der Multiband-Phase, eingesetzt, um allerletzte, kleine Verbesserungen der Zahnstellungen zu bewirken.
In der Herstellung werden die entsprechenden Zähne im Gipsmodellmodell verändert und anschließend das Gerät angefertigt. Bei der Eingliederung ergeben sich somit Diskrepanzen zwischen dem Gerät und der Patientensituation. Durch kräftiges Einbeißen in das Gerät nehmen die Zähne ihre gewünschte Position ein.
Die Nachteile des Positioners bestehen in seiner klobigen Gestalt und dem daher geringen Tragekomfort. Die Tragemoral bei Tag wird durch das deutlich erschwerte Sprechen eingeschränkt. Eine Motivation könnte die relativ kurze Tragedauer bei guter Tragemoral (vor allem bei Tag) darstellen, d.h. ungefähr 4-8 Wochen. Nach diesem Abschnitt sollten sich die Zähne gut eingestellt haben und der Kieferorthopäde kann auf andere Retentionsgeräte umsteigen.
Herausnehmbare Retainer
Diese herausnehmbaren Spangen haben nun nicht mehr die Aufgabe Zahnstellungskorrekturen vorzunehmen. Ihre Aufgabe besteht darin die erworbene Kieferlage und Zahnstellung zu sichern. Grundsätzlich kommen auch hier verschiedene Ausführungen solcher Geräte zur Anwendung.
Einen klasssicher Vertreter dieser Gruppe stellt der sogenannte Hawley-Retainer dar. Die Kunststoffbasis liegt den Zähnen von innen an und von außen werden die Zähne durch einen dünnen umlaufenden Bogen gehalten.
Eine deutlich stärker verbreitete Variante ist das Eingliedern von Plattenapparaturen für den Ober- und Unterkiefer. Auch hier liegt die Kunststoffbasis den Zähnen von innen anliegt, die Zähne werden von außen aber mit verschiedenen dünne Drähten gehalten werden. Es wird keine Schraube benötigt.
Bei Patienten, die ursprünglich eine große Diskrepanz zwischen der Lage der Kieferbasen hatten und diese im Verlauf der Therapie ausgeglichen wurde, kommen häufig funktionskieferorthopädische Geräte als Retentionsgeräte zum Einsatz. Dies ist sinnvoll, um die gewonnene Kieferrelation in der Restwachstumsphase in allen drei Raumebenen zu halten.
Alle Formen der herausnehmbaren Retentionsgeräte müssen anfangs sehr regelmäßig getragen werden, die Tragedauer kann im Verlauf aber sukzessiv reduziert werden. Dies wird in der Regel druckabhängig geschehen und individuell vom Behandler eingeschätzt.
Festsitzende Retainer
Mehrere klinische Studien haben inzwischen gezeigt, dass auch die Verwendung von geklebten Stahlbögen als Langezeitretention günstig sein kann [18, 19]. Diese Stahlbögen liegen den Schneidezähnen passiv von innen an und werden mittels der bewährten Säureätztechnik und Komposit – vergleichbar mit der Füllungstherapie beim Zahnarzt – geklebt.
Festsitzender Retainer mit sechs Klebestellen
Grundsätzlich unterscheidet man den sogenannten 2-Punkt-Retainer von dem Retainer mit sechs Klebestellen. Beim 2-Punkt-Retainer wird der Stahldraht lediglich an den Innenflächen der Eckzähne befestigt. Sie sind stabil, einfach in der Handhabung und durch den Patient leicht zu reinigen [17]. In der Regel werden Defekte schnell bemerkt und können daher zeitnah repariert werden. Der zweite Retainertyp zeichnet sich durch seinen dünnen, verseilten und flexiblen Draht mit sechs Klebestellen aus. Er wird also an jedem einzelnen Scheidezahn befestigt und garantiert daher Stabilität für alle sechs Zähne.
Indikationen verschiedener Retrainertypen
2-Punkt-Retainer | Retainer mit sechs Klebestellen |
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Konfektionierte Mundvorhofplatte. Copyright: Shutterstock
Mundvorhofplatte
Eine Mundvorhofplatte ist ein herausnehmbares kieferorthopädisches Gerät, welches in der Form eines Abschirmschildes im vorderen oberen und unteren Teil der Umschlagfalte zu liegen kommt. Dieses Gerät findet seine Anwendung häufig bei jungen Patienten im Kleinkindalter und stellt damit eine Möglichkeit dar, frühzeitig Fehlfunktionen abzustellen, um somit das Wachstum günstig zu beeinflussen. Konkret fördert die Mundvorhofplatte den Lippenschluss [7], hilft eine vergrößerte Schneidezahnstufe zu reduzieren und kann daher zur Vorbeugung eines offenen Bisses und/oder einer Unterkiefer-Rücklage eingesetzt werden. Zusätzlich kann ein Zungengitter angebracht werden, um somit zeitgleich auch Zungenfehlfunktionen zu beseitigen.
Grundsätzlich gibt es konfektionierte Mundvorhofplatten, die in den meisten Fällen ausreichend sind, um die gewünschten Wirkungen zu erzielen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, eine individuell angepasste Mundvorhofplatte herzustellen.
Lückenhalter
Auch die Eingliederung eines Lückenhaltes ist als vorbeugende Maßnahme für eine korrekte Gebissentwicklung anzusehen. Bei vorzeitigem Verlust eines Milchzahnes, z. B. durch Karies entsteht eine Lücke. Nun können die Nachbarzähne in diese Lücke kippen, hintere Seitenzähne nach vorne wandern oder Zähne aus dem Gegenkiefer „länger werden“. Durch diese Vorgänge verengt sich die Lücke und es entsteht ein Platzmangel für den bleibenden Nachfolger des verloren gegangenen Milchzahnes [8]. Daher wird in den meisten Fällen versucht, die entstandene Lücke bis zum Durchbruch des bleibenden Nachfolgers offen zu halten, denn dieser Platz wird später für die Einordnung aller bleibenden Zähne in den Zahnbogen dringend benötigt.
Ein so genannter Lückenhalter erfüllt genau diese Aufgabe. Grundsätzlich wird zwischen herausnehmbaren und festsitzenden Lückenhaltern unterschieden. Ein herausnehmbarer Lückenhalter besteht aus Drahtelementen, die in einer farblich individuell gestalteten Kunststoffbasis einpolymerisiert sind. Dieses Gerät bewirkt keine aktiven Zahnbewegungen.
Vorteile des herausnehmbaren Lückenhalters:
• Erhalt der Lücke und Kontrolle der Gegenkieferzähne
• Sehr gute Reinigungsmöglichkeit durch den Patienten
Nachteile des herausnehmbaren Lückenhalters:
• Abhängigkeit von der Mitarbeit des PatientenDer festsitzende Lückenhalter wird meist aus Molarenbändern oder Drahtplättchen, die durch einen stabilen Draht verbunden sind, gestaltet. Er wird auf die verbleibenden Zähne geklebt und ist somit durch den Patienten nicht selbständig entfernbar.
Vorteil des festsitzenden Lückenhalters:
• Tragedauer vom Patienten unabhängig
Nachteile des festsitzenden Lückenhalters:
• Erhalt der Lücke ohne Kontrolle der Gegenkieferzähne
• Erschwerte Mundhygiene
• Traumatisierung des Zahnfleisches möglich
Herausnehmbarer Lückenhalter. Copyright: Shutterstock
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