Zahnpflege

Zahnbürste, Zahnseide & Co.

Für gesunde Zähne müssen Sie schon etwas tun. Neben einer ausgewogenen Ernährung, die die wichtigen Vitamine und Mineralstoffe enthält, der Verwendung von Fluoriden und der regelmäßigen Kontrolle der Zähne beim Zahnarzt, gehört die richtige und gründliche Mundhygiene dazu. Denn Zahnbeläge (Plaque) sind ein wichtiger Faktor für Karies und Zahnfleischerkrankungen (Gingvitis und Parodontitis). Nur wenn Sie Ihre Zähne, die Zahnzwischenräume und die Mundhöhle richtig reinigen, schützen Sie sich wirksam gegen Karies und Zahnbetterkrankungen.

In der häuslichen Zahn- und Mundhygiene stehen Ihnen heute viele verschiedene und teilweise sehr spezielle Hilfsmittel zur Verfügung. Neben Zahnbürsten in den verschiedensten Formen und Farben finden Sie in Supermärkten, Drogerien und Apotheken oder in speziellen Fachgeschäften für die Zahn- und Mundpflege Mundspüllösungen, Zahnzwischenraumreiniger, Mundduschen, Ultraschall-Zahnbürsten, elektrische Zahnseide, Zungenreiniger und vieles mehr. Alle Geräte und Hilfsmittel dienen einem Zweck: Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch gesund zu erhalten. Denn Sie wissen ja: “Ein sauberer Zahn wird selten krank.”

Hilfsmittel für die Zahnpflege

Vermutlich der erste Mensch, der bewusst die Reinigung der Zähne empfahl, war der Prophet Mohammed (570 – 632 n. Chr.), denn auf ihn geht der hygienische Grundsatz zurück: ,”Ihr sollt euren Mund reinigen, denn dies ist der Weg für die Lobpreisung Gottes.” Der Überlieferung zufolge schnitzte sich Mohammed zur Zahnreinigung Holzstäbchen aus Wurzeln, deren Ende er durch Kauen oder Plattklopfen ausfaserte. Bis heute werden diese aus der Wurzel des Arak-Baums (“Zahnbürstenbaum”) hergestellten Hölzer im arabischen Sprachraum verwendet. 1498 wurde zum ersten Mal in China ein pinselförmiges Gerät erwähnt, das der Zahnreinigung diente. Im Jahre 1609 wurde es, einer chinesischen Enzyklopädie zufolge, durch einen plattenförmigen Borstenträger unserer heutigen Zahnbürste ähnlich, ersetzt. Nach Europa kam die Zahnbürste allerdings erst im frühen 19. Jahrhundert, und bis zu unserer modernen Zahnbürste mit abgerundeten Kunststoffborsten war es noch ein weiter Weg.

Heute ist die Zahnbürste unser wichtigstes Zahnpflegeinstrument. Allerdings werden bei ihrer Anwendung häufig auch Fehler gemacht, die zur Verletzung des Zahnes (keilförmige Defekte im Zahnhalsbereich) und des Zahnfleischs führen können. Ursache ist eine falsche Putztechnik in Kombination mit zu viel Kraft. Wichtig ist, dass die Zahnbürste niemals horizontal schrubbend bewegt wird, sondern immer in vertikaler Richtung, also “von Rot nach Weiß”. Die angewendete Kraft, der Putzdruck, sollte 150 Gramm nicht überschreiten. Überprüfen können Sie das  leicht mit einer Küchenwaage.

Beim Kauf einer neuen Zahnbürste sollten Sie einige Punkte beachten. Empfehlenswert sind Kurzkopfzahnbürsten mit einem 25 bis 30 mm langen Bürstenfeld, da sie handlicher sind als Bürsten mit langem Bürstenkopf. Um Verletzungen des Zahnfleisches während des Putzens zu vermeiden, sollte der Bürstenkopf gut abgerundet sein. Achten Sie außerdem darauf, dass auch die Borstenenden gut abgerundet sind. Nicht zu empfehlen sind Naturborsten, denn diese spalten sich leicht und können dann zu Verletzungen des Zahnfleisches führen. Bedingt durch den Aufbau der natürlichen Borsten können sich in diesen schneller Bakterien einnisten.

Die Borstenhärte sollte “mittelhart” oder “weich” sein. Der Bürstengriff sollte gut in der Hand liegen, wobei bei Kinderzahnbürsten der Griff etwas dicker sein sollte. Wenn Sie sich umweltbewusst verhalten möchten, können Sie Bürsten kaufen, bei denen Sie lediglich den Bürstenkopf auswechseln müssen. Ersetzen Sie die Bürste alle zwei bis drei Monate. Stehen die Borsten schon nach kürzerer Zeit seitlich ab, müssen Sie überprüfen, ob Sie nicht die Zahnbürste zu fest an die Zähne drücken.  Ein sofortiger Austausch der Bürste nach einer schweren Erkältung oder Grippe ist empfehlenswert, damit Sie sich nicht wieder selbst anstecken. Für unterwegs stehen verschiedene handliche Reisezahnbürsten zur Verfügung.

Elektrische Zahnbürsten, die mit einem wiederaufladbaren Akku betrieben werden, ersetzen immer mehr die herkömmliche Handzahnbürste. So ergab eine 2007 durchgeführte Untersuchung, dass zum in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen 77,5 Prozent eine Handzahnbürste und 38,6 Prozent eine elektrische Zahnbürste benutzen. Mehrfachantworten waren möglich (Zimmer 2007).

Einige elektrische Zahnbürsten arbeiten mit unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen und haben ein optisches oder akustisches Signal (Timer) wenn das Ende der notwendigen Putzzeit erreicht wurde, oder wenn der Anpressdruck zu hoch ist. Waren die elektrischen Zahnbürsten zunächst hinsichtlich ihrer Putzqualität der Handzahnbürste unterlegen, erzielen moderne Systeme mit rotierenden und oszillierenden Bewegungen Reinigungsergebnisse, die als gleich gut oder besser beurteilt werden. Elektrische Zahnbürsten mit rotierenden Bürsten sollen den Zahnfleischrand und Zahnzwischenraum besser reinigen. Bei Schallzahnbürsten wird der Bürstenkopf mittels Schallwellen sehr schnell bewegt.

Wissenschaftler der Cochrane Collaboration gingen gezielt der Frage nach, welche Bürsten besser reinigen. Sie werteten hierzu 42 Studien aus, die insgesamt sieben verschiedene Elektrobürsten getestet haben. Da die meisten Studien von den Herstellern der Elektrobürsten finanziert wurden, darf ein gewisses Eigeninteresse an einem guten Abschneiden “ihre” Bürsten unterstellt werden. Nach der Analyse der Cochrane-Autoren schnitten die meisten elektrischen Zahnbürsten kaum besser ab als herkömmliche Handzahnbürsten. Lediglich oszillierend-rotierende Elektrobürsten entfernten Zahnbelag etwas gründlicher als Handzahnbürsten. Feststellbar war auch, dass Zahnfleischbluten seltener auftrat, wenn solche Elektrobürsten länger als drei Monate benutzt wurden. Zu bemerken ist allerdings, dass die Unterschiede sehr gering sind. Nicht geklärt ist, ob das Putzen mit elektrischen Bürsten Parodontalerkrankungen verringert (Robinson et al. 2005).

Ob nun Hand- oder Elektrozahnbürsten besser sind, ob Schallwellen besser reinigen als oszillierend-rotierende Bürstenbewegungen scheint selbst bei Zahnärzten mehr auf Glauben als auf Wissen zu beruhen. Mit dem Ziel, hier mehr Klarheit zu verschaffen, trafen sich im April 2010 in Frankfurt am Main verschiedene Hochschulprofessoren, um nach Auswertung vorliegender wissenschaftlicher Studien eine Expertenmeinung zu geben. Eingeladen zu dem Expertengespräch hatte Procter & Gamble (P&G), die unter ihrer Marke Oral-B auch elektrische Zahnbürsten vertreibt.
Die Bilanz der Experten: „Elektrische Zahnbürsten mit klinisch nachgewiesener Wirksamkeit sind für die häusliche Zahnpflege zu empfehlen. Bei korrektem Gebrauch sind sie sicher in der Anwendung und schonend für Zähne und Zahnfleisch. Elektrische Zahnbürsten sind hinsichtlich der Reinigungseffektivität der Anwendung von Handzahnbürsten gleichwertig oder sogar überlegen. Der Vorteil von elektrischen Zahnbürsten besteht in der einfachen Durchführung eines systematischen Zähneputzens.“ (Pressemitteilung P&G vom 15.05.2010).

Im Moment kann also festgehalten werden: Vergleicht man elektrische Zahnbürsten mit Handzahnbürsten, so ist festzustellen, dass auch die Handzahnbürste bei richtiger Putztechnik gut reinigt. Der Vorteil der modernen elektrischen Zahnbürsten ist eher darin zu sehen, dass durch elektrische Zahnbürsten automatisch die richtige Putztechnik, die korrekte Putzzeit und der richtige Anpressdruck eingehalten wird. Diese Bequemlichkeit hat aber ihren Preis.
Egal, ob Sie nun eine Hand- oder eine Elektrobürste benutzen: Die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide oder anderen Hilfsmitteln ist weiter erforderlich!

Die Zahnpasta erhöht den Reinigungseffekt der Zahnbürste. Mit ihren Putzkörpern werden die schädlichen Beläge besser vom Zahn gelöst. Per Verordnung müssen Hersteller auf Zahncremetuben auflisten, welche Substanzen in ihrem Produkt enthalten sind. Freiwillig ist dagegen die Angabe des RDA-Wertes. RDA steht für “Radioaktive Dentin Abrasion” und beschreibt das Maß für die abreibende Wirkung (“Schmirgelwirkung”) einer Zahnpasta. Theoretisch, denn vergleichende Messungen in unterschiedlichen Laboren haben gezeigt, dass der RDA-Wert ein und derselben Zahnpasta um 240 Prozent (!) abweichen kann (Dörfer 2011).  Zudem zeigen Studien, dass der RDA-Wert kein zuverlässiges Maß für den Schmelzabrieb ist, da der Grad der Schmelzschädigung von verschiedenen Faktoren abhängt. Der RDA-Wert darf also nicht überbewertet werden. Die oft gehörte Empfehlung, stets eine Zahnpasta mit niedrigem RDA-Wert zu wählen, da dann der Zahnschmelz geschont wird, ist so allgemein formuliert nicht korrekt. So können Sie sich auch mit einer schwach abrasiven Zahnpasta mit niedrigem RDA-Wert die Zähne schädigen, zum Beispiel bei zu starkem Putzdruck und Schrubbertechnik. Dennoch kann es in Einzelfällen durchaus sinnvoll sein kann, eine Zahnpasta mit niedrigem RDA zu verwenden. Im Zweifelsfall sollten Sie daher Ihren Zahnarzt fragen.

Das in den meisten Zahnpasten enthaltene Fluorid schützt Ihre Zähne vor Karies. Weitere Zusätze dienen der Geschmacksverbesserung, sollen vorbeugend vor Zahnfleischentzündungen wirken (z.B. Triclosan) oder die Entstehung von Belägen und Zahnstein verhindern (z.B. PyrophosphatePolyphosphate). Daneben werden spezielle Zahnpasten für überempfindliche Zähne angeboten. Allerdings ist ihre Wirkung begrenzt. Während fluoridierte Zahnpasten für Erwachsene einen Fluoridgehalt zwischen 1.000 und 1.500 ppm haben, sollten Kinder bis zum sechsten Lebensjahr eine fluoridhaltige Kinderzahnpasta mit reduziertem Fluoridgehalt (maximal 500 pp) verwenden. Der Grund: Kleine Kinder verschlucken bis zu 60 Prozent der Zahnpasta. Der verringerte Fluoridgehalt soll verhindern, dass es zu einer Fluorid-Überdosierung kommt, die weißliche Verfärbungen der bleibenden Zähne zur Folge haben könnte. Die Verfärbungen sind zwar ungefährlich, sind aber ästhetisch störend. Da das in der Zahnpasta enthaltene Fluorid seine schützende Wirkung erst nach einer gewissen Einwirkzeit entfaltet, müssen die Zähne mindestens zwei Minuten gebürstet werden (Watson et al. 2005).

Mehr über Zahnpasten, ihre Zusammensetzungen und ihre Wirkung können Sie in einem Internetlernprogramm erfahren, das in  an der Feusi Dentalhygieneschule Bern von zukünftigen Dentalhygienikerinnen als ergänzendes Lehrmittel im Fach Präventivzahnmedizin verwendet wird.

Die Zahnzwischenraumpflege gehört zur perfekten Mundhygiene. Da die Zahnbürste diese Bereiche nicht reinigt, benötigen Sie hierzu spezielle Hilfsmittel, z.B. Zahnseide. Der Handel bietet gewachste, ungewachste und mit Fluorid präparierte Zahnseide an. Die Wachsbeschichtung macht die Zahnseide gleitfähiger und damit leichter handhabbar. Deshalb empfiehlt sich gewachste Zahnseide für “Zahnseide-Neulinge”. Sobald sie die Fädel-Technik beherrschen, kann auch auf ungewachste Zahnseide gewechselt werden.

Klinische Studien zeigen keinen Reinigungsunterschied zwischen gewachster und ungewachster Zahnseide. Auch die Befürchtung, gewachste Zahnseide könne die Zahnoberfläche imprägnieren und damit die Fluoridaufnahme behindern, ist unbegründet. Das fluoridierte Zahnseide die Zahnzwischenräume besser vor Karies schützt, ist nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft fraglich.

Für Brücken, Implantate und für festsitzende kieferorthopädische Spangen gibt es spezielle Zahnseide mit einem flauschigen Teil und einem steifen Ende als Einfädelhilfe. So sinnvoll Zahnseide auch ist, ihr Gebrauch wird von vielen Personen als lästig, mühsam, kompliziert und vor allem als zeitraubend empfunden; mit dem Erfolg, man belässt es beim reinen Zähneputzen. Dabei kann schon durch die Verwendung eines Zahnseide-Halters der Gebrauch der Zahnseide erleichtert werden. Eine weitere Möglichkeit stellt die elektrische Zahnseide dar, ein akku- oder batteriebetriebenes Gerät. An seiner Spitze befindet sich eine Art Dorn, auf den Aufsätze aufgesteckt werden können. Die Aufsätze, Flosser Tips genannt, sind aus Nylon, gleichermaßen starr wie flexibel, etwa 2 cm lang, leicht austauschbar, haben eine Rundkopfspitze und besitzen einen kantigen Querschnitt. Die Flosser Tips werden ähnlich wie ein Zahnstocher in die Zahnzwischenräume gesteckt und bewegen sich dort, sobald das Gerät eingeschaltet ist, mit etwa 10.000 Schwingungen pro Minute auf und ab. Dabei wird die Plaque dank des kantigen Querschnitts der Flosser Tips von der Zahnoberfläche automatisch und ohne weiteres Zutun abgeschabt. Klinische Untersuchungen zeigen, dass diese Methode hinsichtlich der Reinigungsfunktion genauso wirksam wie Zahnseide ist.

Die Frage, ob der richtige Zeitpunkt zur Pflege der Zahnzwischenräume vor dem Zähneputzen liegt oder besser danach, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass es hinsichtlich der Reinigungswirkung keinen messbaren Unterschied gibt. Für beide Zeitpunkte gibt es Argumente. Für die Zahnzwischenraumpflege vor dem Zähneputzen spricht, dass die bereits durch die Zahnseide gereinigte Zahnoberfläche dem Fluorid der Zahnpasta besser zugänglich ist. Andererseits können durch das Zahneputzen im Anschluß an die Zahnzwischenraumreinigung Speisereste wieder in die bereits gereinigten Zahnzwischenräume  geschoben werden.

Wichtiger als die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt ist, dass Zahnseide überhaupt regelmäßig verwendet wird. Und hier besteht noch gewaltiger Nachholbedarf. Denn nur ein Bruchteil aller Deutschen reinigt die Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide. Wenn die Deutschen ihre Zahnzwischenräume mit Zahnseide pflegen würden, wie es der Zahnarzt empfiehlt, käme das einem Pro-Kopf-Verbrauch von jährlich 150 bis 180 Metern Zahnseide gleich. Doch der tatsächliche Verbrauch liegt bei nicht mal vier Metern pro Jahr, ergab eine Untersuchung der Firma Gaba.

Zahnzwischenraumbürstchen sind zylindrisch und konisch geformte Bürsten, die in verschiedenen Durchmessern angeboten werden. Sie dienen zur Reinigung von Zahnzwischenräumen und Zwischenräumen unter festsitzendem Zahnersatz. Zur Reinigung größerer Zahnzwischenräume sind sie besser geeignet als Zahnseide, da sie auch Wurzeleinziehungen erreichen und reinigen. Bei sehr engen Zahnzwischenräumen sind Zahnzwischenraumbürsten nicht geeignet. Hier ist Zahnseide besser.

Wenn der Draht der Zahnzwischenraumbürste nicht mit Kunststoff ummantelt ist, können an Titanimplantaten Schäden verursacht werden. Sie sollten den Durchmesser der Bürste so wählen, das sie gerade noch durch den Zahnzwischenraum geht. Durch Eintauchen der Zahnwischenraumbürste in Chlorhexidin kann der Reinigungseffekt verbessert werden. Nach Gebrauch wird die Bürste unter fliessendem Wasser gereinigt.

Auch dreikantige Zahnhölzer können zur Zahnzwischenraumreinigung verwendet werden. Sie sollten Zahnhölzer aus weichem Holz, z. B. Linde oder Birke, benutzen, denn Hartholzzahnhölzer brechen leicht und stellen eine Verletzungsgefahr für Zähne und Zahnfleisch dar. Die Zahnhölzer können insbesondere eingesetzt werden zur Entfernung eingebissener Speisereste, die mit der Zahnbürste nur schwer oder überhaupt nicht zu entfernen sind. Bei richtiger Anwendung können auch Zahnbeläge aus den Zahnzwischenräumen entfernt werden.

Die Munddusche kann lediglich als Ergänzung für die Mundhygiene angesehen werden, nötig für die tägliche Reinigung sind sie nicht. Sie ersetzt weder Zahnbürste noch Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürstchen. An den Zähnen anhaftende Beläge werden nur dann mit der Munddusche entfernt, wenn sie zuvor mit der Zahnbürste gelockert wurden. Der in der Werbung oft herausgestellte Effekt der Zahnfleischmassage ist umstritten. Sinnvoll ist die Verwendung der Munddusche bei einer kieferorthopädischen Behandlung mit festsitzenden Spangen, da die Spangenhalterungen, die so genannten Brackets, nach dem Zähneputzen mit dem Wasserstrahl gut von gelockerten, aber noch nicht weggespülten Speiseresten gereinigt werden können.

Als Pflegeerleichterung kann sich eine Munddusche auch bei Personen mit Zahnersatz – wobei eine Munddusche natürlich nicht das Herausnehmen des Zahnersatzes zur Reinigung überflüssig macht – erweisen. Auch Personen, die aus verschiedenen Gründen, z. B. manuelle Einschränkungen oder eingeschränkte Mundöffnung, nicht in der Lage sind, nur mithilfe der Zahnbürste eine ausreichende Mundhygiene zu erreichen, können von der Munddusche profitieren. Aber Vorsicht, falsch angewendet können Mundduschen auch die kariesschützende Wirkung von Fluorid-Zahnpasten verringern! Denn die schützende Wirkung der Fluoride ist um so besser, je weniger nach ihrer Anwendung ausgespült wird. Der Einsatz von Mundduschen nach der mechanischen Reinigung mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta führt dazu, dass die Konzentration der Fluorid-Ionen im Speichel und vor allem in den Zahnzwischenräumen vermindert wird und das Kariesrisiko letztendlich wieder zunimmt. Im schlimmsten Fall kommt es zur “Mundduschenkaries”.

Patienten nach operativen Eingriffen im Mund oder Patienten mit akuten und chronischen Zahnfleischentzündungen oder parodontalen Zahnfleischtaschen sollten Mundduschen erst gar nicht anwenden. Bei all diesen Befunden ist eine Keimreduzierung besonders sinnvoll. Mundduschen verursachen jedoch eher, dass Bakterien der Mundhöhle in die Blutbahn verschleppt werden. Diese Bakteriämie verläuft umso ausgeprägter, je akuter das Zahnfleisch entzündet ist. Außerdem besteht die Gefahr der Luftinfiltration in entzündete Gewebeabschnitte (Emphysem). Vom Gebrauch der Munddusche abzuraten ist auch Personen mit einer Veranlagung zur Endokarditis oder bei stark reduziertem Allgemeinzustand sowie bei Patienten mit immunologischen Defekten oder Immunsuppression.

Der Zungenbelag ist mit ein Auslöser für Karies und Parodontitis, aber auch eine Ursache für schlechten Atem  (Halitosis). Was nützt ein gestyltes äußeres Erscheinungsbild, wenn man im Gespräch durch schlechten Atem wieder seine Attraktivität verliert? Für den erfolgreichen Flirt ist ein Frischegefühl im Mund nicht nur für das eigene Wohlbefinden, sondern auch für den sozialen Kontakt wesentlich. „Du hast da was am Magen.“ So gut gemeint diese Botschaft auch ist, die richtige Therapie ist es nur selten. Denn fast 90% der Ursachen liegen in der Mundhöhle und nicht im Magen. Während in Indien die tägliche Reinigung der Zunge zur Mundhygiene gehört, ist sie bei uns (noch) unüblich. Dabei vermindert dieregelmäßige Reinigung der Zunge den Belag um bis zu 75 Prozent.

Die Zungenoberfläche kann mit speziellen Zungenschabern oder Zungenbürsten gereinigt werden. Alternativ dazu kann man auch einen Teelöffel verwenden. Dazu dreht man die gewölbte Seite nach oben und schabt mit dem Rand über die Zunge. Eine weitere angenehme Nebenwirkung reduzierter Zungenbeläge ist eine größere Empfindlichkeit der vielen über die Zunge verteilten Geschmacksrezeptoren. Kurz gesagt: Man schmeckt wieder besser.

Um möglichst alle Beläge von der Zunge zu entfernen, wird der Zungenrücken mit dem Zungenreiniger zunächst mit leichtem Druck von hinten nach vorn gebürstet oder abgeschabt. Achtung: Der Zungenreiniger sollte nicht zu weit in den Rachen geschoben werden, da das einen Würgreflexe auslösen kann. Nach Benutzung sollte der Zungenreiniger mit heißem Wasser abgespült werden. Am besten ist, die Zunge zweimal täglich zu reinigen.

Beläge („Plaque“) an Zähnen und der Mundschleimhaut lassen sich mittels Färbetabletten oder Färbelösungen, der Zahnarzt spricht von Plaqueindikatoren” oder “Plaquerevelatoren”, gut sichtbar machen. Durch den einfach durchzuführenden Test verfärbt sich der Zahnbelag und zeigt somit an, wo die Zähne noch nicht ganz sauber sind. Es sind mehrere verschiedene Präparate am Markt. Heute hat sich vor allem die zweifarbige Anfärbmethode durchgesetzt. Hierbei wird zwischen alter und neuer Plaque unterschieden. Dies erlaubt genauere Rückschlüsse bezüglich der Putzmethode und der Reinigungswirkung. Meist enthalten diese Färbemittel Brillantblau (C.I. 42090) und Phloxin B (C.I. 45410). Phloxin (Tetrachlortetrabromfluorescein) gehört zu den Xanthen-Farbstoffen.

Zur einfarbigen Anfärbung, bei der die Unterscheidung zwischen alten und neuen Belägen fehlt, wird als Farbstoff Erythrosin verwendet. Dieser als Lebensmittelfarbstoff zugelassene Farbstoff steht in Verdacht Allergien auszulösen und sollte daher nicht auf Dauer gebraucht werden.

In der Zahnarztpraxis werden zur Sichtbarmachung von Belägen auch Farbstoffe verwendet, die nur unter UV-Licht sichtbar sind. Diese Anfärbungsmittel enthalten Fluorescein, wodurch Zahnbeläge unter UV-Licht fluoreszieren. Bei normalem Licht bleibt diese Anfärbung unsichtbar. Bei sachgemäßer Anwendung sind keine gesundheitlichen Risiken zu erwarten.
Früher gebräuchliche Lösungen mit den Farbstoffen Fuchsin oder Kristallviolett können herstellungsbedingt gesundheitsschädliche Amine enthalten. Beim Dauergebrauch großer Mengen besteht ein krebsauslösendes Risiko (karzinogenes Risiko).

Der Markt bietet eine breite Palette an Mundspüllösungen mit unterschiedlichen Wirkstoffen an. Mundspülungen können durch ihre antibakterielle Wirkung die mechanische Mundhygiene mittels Zahnbürste und Zahnpasta ergänzen, aber nicht ersetzen. Dennoch: laut Stiftung Warentest ist für Zähne und Zahnfleisch “ein regelmäßiges Spülen mit einer effektiven Mündspüllösung besser als ein lascher Umgang mit Zahnseide” (test 2/2010).

Von wissenschaftlicher Seite wird für bestimmte Indikationen die Anwendung antibakterieller Wirkstoffe in Form von Mundspüllösungen empfohlen. Dabei wird zwischen kurz- und längerfristiger Anwendung unterschieden. Bei kurzzeitiger Anwendung, z. B. nach Zahnoperationen, kann durch das Spülen das mechanische Zähneputzen ersetzt werden. Hier empfiehlt sich eine 0,2%ige Chlorhexidinlösung (CHX), die anderen Wirkstoffen bezüglich Plaquehemmung und Unterstützung der Gingivitistherapie erwiesenermaßen überlegen ist. Wegen des möglichen Auftretens von Verfärbungen und Geschmacksstörungen sollte die Anwendungsdauer auf zwei bis drei Wochen beschränkt und nur in Ausnahmefällen wie nach parodontalchirurgischen Behandlungen überschritten werden.

Aufgrund einer weit geringeren Verfärbungstendenz sollte zur langfristigen Unterstützung der Mundhygiene mit antibakteriellen Wirkstoffen auf niedrig dosierte Chlorhexidinlösungen oder auf Wirkstoffe wie Aminfluorid/Zinnfluorid (z. B. meridol®), Cetylpyridiniumchlorid plus Zinkchlorid (z. B. Odol-med3 Extreme®, One Drop Only®) oder eine spezielle Mischung aus ätherischen Ölen (z. B. Listerine®) zurückgegriffen werden. Laut einer Arbeit von Goltz (2010) stellt hierbei Listerine das Produkt der Wahl dar. Seine antibakterielle Aktivität ist deutlich größer als die von Meridol und sogar mit der von
Chlorhexidin vergleichbar.

In einer Untersuchung mit verschiedenen Mundspülungen fanden Englische Wissenschaftler heraus, dass handelsübliche Mundspülungen – getestet wurden Plax®, Macleans®, Listerine® und Cordosyl® – die Oberfläche von Kompomerfüllungen angreifen (Sadaghiani et al. 2006). Die untersuchten Kompomerfüllungen – gestestet wurden Vitremer®, Compoglass® und Dyract® –  zeigten eine erhöhte Rauigkeit. Zähneputzen verstärkte diesen negativen Effekt.

Zu beachten ist, dass einigen Mundspüllösungen Alkohol (Äthanol) in Konzentrationen zwischen 5% und 27% als Lösungsvermittler für ätherische Öle beigemischt wird. Da aus zahnmedizinischer Sicht dieser Alkoholzusatz unnötig ist (Badran et al. 2010), aber beispielsweise für Kinder, Jugendliche, Schwangere oder “trockene” Alkoholiker erhebliche Risiken mit sich bringt, sollten alkoholfreie Spülungen bevorzugt werden.
Eine Beschreibung der wichtigsten Wirkstoffe in Mundspülungen erhalten Sie hier.

Mundwasser oder Mundsprays sind von den medizinischen Mundspüllösungen zu unterscheiden. Ihre medizinische Wirkung ist gering, sie dienen hauptsächlich als Parfum für die Mundhöhle, sollen also für einen frischen Atem

Haben Sie wirklich einmal keine Zeit zum Zähneputzen oder keine Zahnbürste zur Hand, dann ist für die Zahnpflege zwischendurch zuckerfreier Kaugummi empfehlenswert. Durch das Kauen bzw. Lutschen wird der Speichelfluss um ein Vielfaches stimuliert. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass sich nach 20minütigem Kauen die Speichelproduktion um mehr als das Dreifache erhöht. Der Speichel schützt die Zähne, indem er zahnschädigende Säuren im Mund neutralisiert, die nach dem Essen oder Trinken entstehen. Dadurch steigt der pH-Wert im Mund an und die Remineralisation der Zahnsubstanz wird gefördert. Mineralstoffe, die durch die Säuren aus dem Zahnschmelz herausgelöst wurden, können dann wieder in den Zahn eingelagert werden. Das Kariesrisiko wird durch regelmäßiges Kaugummikauen nach dem Essen und Trinken um bis zu 40 Prozent reduziert.

Viele Zahnpflegekaugummi sind mit Mineralien angereichert, welche die Zähne stärken sollen. Und der oft verwendete Zuckeraustauschstoff Xylit verringert die Bildung von Belägen auf den Zähnen. Manchen Zahnpflegekaugummis wird zusätzlich Fluorid zum Kariesschutz zugesetzt. Zwar kann durch die Verwendung von xylithaltigem Kaugummi ein Kariesschutz erreicht werden. Voraussetzung ist aber, dass das Kaugummi mehrmals täglich und über einen längeren Zeitraum konsumiert wird. In den meisten Studien wird drei bis fünf Mal tägliches Kaugummikauen mit mindestens 5 g Xylit durchgeführt und für die Praxis empfohlen. Neuere Untersuchungen zeigent, dass Xylit in Pastillen oder Bonbons, den gleichen kariesvorbeugenden Effekt wie in Kaugummi erzeugt (Strübig 2005).

Dennoch können Zahnpflegekaugummis die herkömmliche Zahnbürste nicht ersetzen. Kein Zahnpflege-Kaugummi ist in der Lage, die Zahnzwischenräume zu reinigen. Und auch die Fluoridanwendungen kann durch Kaugummis nicht ersetz oder ausgetauscht werden. Somit sind diese Kaugummis lediglich eine Ergänzung bei der täglichen Mundhygiene – aber kein Ersatz für die Zahnbürste!

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2021-06-23T14:41:30+02:00
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